Anlagestrategien in verschiedenen Szenarien

Nicht jedes Anlageinstrument ist für jede Konjunkturphase oder in jedem wirtschaftlichen Umfeld gleich gut geeignet. Es ist daher wichtig, verschiedene Elemente miteinander zu kombinieren. Gute Anlagestrategien helfen dabei, auch in unsicheren Zeiten und auf Dauer Anlageziele zu verwirklichen.

Seit der Finanz- und Eurokrise scheint die Finanzwelt aus den Fugen geraten zu sein. Die Niedrigzinsphase mit von der Zentralbank künstlich niedrig gehaltenen Zinsen trägt ebenfalls ihr Teil zu diesem Gefühl bei. Wie geht es weiter? Wie gelingt der Ausstieg aus dieser Niedrigzinswelt? Schaffen die Notenbanken ihr Inflationsziel oder schießen sie über das Ziel hinaus und wir erleben eine Hyperinflation wie in den 20er Jahren? Oder gleiten wir in eine Rezession mit Deflation ab? Fragen über Fragen, auf die niemand eine Antwort weiß, da niemand in die Zukunft sehen kann. Die Expertenmeinungen widersprechen sich teilweise diametral. Gute Anlagestrategien, die langfristig tragfähig sind, berücksichtigen daher mehrere mögliche Szenarien.

Eine Anlagestrategie ist immer und universell richtig und unschlagbar: “Kaufe nie, was Du nicht verstehst!”

Anlagestrategien für die Deflation

Deflation bedeutet, dass die Kaufkraft des Geldes steigt, weil die Preise sinken. Das hört sich zunächst einmal gut an. Aber die Konsumenten verschieben ihre Anschaffungen, da sie weiter sinkende Preise erwarten, die Nachfrage bricht ein, eine Rezession droht. Notenbank und Politiker tun daher alles, um eine drohende Deflation zu verhindern.

Die Deflation begünstigt Gläubiger und ist schlecht für Schuldner. Das Angebot an Geld sinkt, Preise und Löhne fallen, die Zinsen bleiben dauerhaft niedrig. Bei Spar-, Tages- und Festgeldern muss man zum  Nominalzins die Deflationsrate dazuzählen, um den Realzins zu erhalten. Deflation destabilisiert die Banken, die Gefahr von Bankenzusammenbrüchen steigt, je länger die Deflation anhält. Wer also Bankeinlagen halten möchte, muss ein hohes Augenmerk auf die Qualität der Bank legen.

Anleihen sind genau wie Bankeinlagen für die Deflation eher gut geeignet. Aber Vorsicht: wegen der gesamtwirtschaftlichen Risiken sollten nur Papiere von geringer verschuldeten Staaten mit guten Haushaltsdaten gekauft werden. In der Deflation drohen Staats- und Unternehmensbankrotte, daher darf nur bei Schuldnern von hoher Qualität investiert werden. Bei Unternehmensanleihen sollte nur auf erstklassige Emittenten mit geringem Verschuldungsgrad setzen.

Aktien sind die klaren Verlierer der Deflation. Daher sollte man bestenfalls defensive Titel von Unternehmen mit sehr gutem Geschäftsmodell und hohen Dividendenrenditen kaufen und mit einem sehr langen Anlagehorizont investieren.

Immobilien bieten für die Deflation keine sichere Anlage. Die Immobilienpreise sinken und eine besondere Gefahr droht den Immobilienbesitzern, die noch ein Darlehen abbezahlen: der Wert der Verschuldung steigt, der Wert der Immobilie sinkt – schlimmstenfalls kann es passieren, dass die Restschuld mehr wert ist als die Immobilie!

Gold und Edelmetalle rentieren in Zeiten negativer Realzinsen meist gut. Der Goldpreis ist sehr volatil und eventuelle Lagerkosten müssen berücksichtigt werden. Gold ist also kein per se einfaches Investment. Eine große Gefahr droht von staatlicher Seite: In der Deflation droht ein Goldverbot für Privatleute seitens der Regierung. Bei den Industriemetallen Silber, Palladium und Platin droht ein Preisverfall, da aufgrund der sinkenden Industrieproduktion in der Deflation die Nachfrage sinkt. Die Preise für diese Edelmetalle sind noch volatiler als für Gold.

Bei Investmentfonds verdienen manche angesichts des niedrigen Zinsniveaus kaum ihre Gebühren. Anleihenfonds sind in der Deflation besser geeignet als Aktienfonds. Bei ETFs drohen Ausfallrisiken, insbesondere wenn Derivate eingesetzt werden. Auch bei Zertifikaten und strukturierten Produkte bestehen hohe Emittentenausfallrisiken zusätzlich zu den Problemen mangelhafte Transparenz und hohe Gebühren.

Lebensversicherungen: investieren stark in Staatsanleihen, wären daher von Staatsbankrotten hart getroffen. Durch dauerhaft niedrige Zinsen können die Renditeziele nicht erreicht werden, Unterdeckungen sind die Folge.

Anlagestrategien für die Inflation

Inflation bedeutet, dass die Kaufkraft des Geldes sinkt, weil die Geldmenge aufgebläht wird. Für eine Geldeinheit kann man also immer weniger einer Ware kaufen. Inflation ist gut für Schuldner und schlecht für Gläubiger. Vor allem die Bezieher fixer Einkommen verlieren, z. B. Rentner oder Sozialhilfeempfänger.

Die Sparer auf Spar-, Tages- und Festgeldkonten verlieren Vermögen, wenn die Zinsen nicht erhöht werden. Der einzige Vorteil dieser Bankeinlagen: die hohe Flexibilität ermöglicht schnelle Reaktionen auf Veränderungen.

Anleihen verlieren stark. Man sollte eher in Kurzläufer als in Langläufer investieren, da diese für die Inflation besser geeignet sind. Um das Dilemma der Kursverluste von Anleihen zu umgehen, kann man in inflationsindexierte Anleihen investieren. In Deutschland gibt es dazu wenig Angebot, in der Schweiz gar keins. Weitverbreitet sind inflationsindexierte Anleihen im US-$ und Pfund-Raum.  Der Anleger erhält einen festen realen Zins. Ein Allheilmittel sind solche Anleihen jedoch auch nicht. Inflation führt zusätzlich zu Währungsverfall, daher sollte man die Währungsrisiken beim Kauf von inflationsindexierten Anleihen beachten. Bei sehr niedrigen Realzinsen bieten sie keinen allzu großen Inflationsschutz. Im Falle steigender Realzinsen gibt es hier die gleichen Verluste wie bei den normalen Anleihen.

In der Inflation gewinnen Aktien solcher Unternehmen, die aufgrund ihrer Marktstellung Preiserhöhungen leichter durchsetzen können. Insgesamt sind Aktien erfolgreicher als Anleihen, das gilt jedoch nur auf lange Sicht und bei moderater Inflation, kurzfristig fallen auch Aktien nach Inflationsschocks.

Immobilien bieten einen guten Inflationsschutz. Besonders günstig verhalten sich selbstbewohnte Immobilien, denn Mieten steigen und der Wert der Immobilie bleibt stabil. Schulden sollten feste Zinssätze haben, um von der Inflation zu profitieren. Immobilienaktien und REITs verhalten sich wie Aktien, nicht wie Immobilien. Immobilienfonds bieten theoretisch auch Inflationsschutz, jedoch sind hier Gebühren und die hohe Intransparenz zu beachten.

Gold und Edelmetalle bieten einen guten Inflationsschutz. Es gilt wie oben: Gold ist nicht grundsätzlich als Sorglos-Investment zu bezeichnen, da der Goldpreis sehr volatil ist und eventuell hohe Lagerkosten anfallen. Die Preise von Silber,Palladium und Platin sind noch volatiler.

Bei Investmentfonds gilt insbesondere der Rat, die Gebühren zu beachten. Immobilien-, Gold-, Rohstoff- und Aktienfonds sind gut für die Inflation geeignet, Anleihenfonds eher schlecht.

Lebensversicherungen investieren stark in Staatsanleihen, werden daher von Inflation hart getroffen.

Anlagestrategien für die Stagflation

Stagflation bedeutet, dass es sehr wenig bis kein Wachstum gibt, aber eine deutliche Geldentwertung.  In der Stagflation ist es sehr schwierig, die Kaufkraft des Vermögens zu erhalten.

Aktien sind besser geeignet als Anleihen, wenngleich das niedrige Wachstum auch Aktien belastet. Immobilien rentieren in der Stagflation eher negativ. Ansonsten gelten die gleichen Bewertungen der Anlagemöglichkeiten wie in der vorgenannten Inflation.

Anlagestrategien für die Hyperinflation

Hyperinflation bringt Inflationsraten von 50% und mehr pro Monat hervor. Bankrotterklärung des Staates ist die Folge. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt rasant, die Menschen kaufen Sachwerte „um jeden Preis“, Geld wird substituiert. Hyperinflation bedeutet nichts anderes als die Enteignung der Bürger. Ihre Folge sind eine tief gehende Rezession und eine Währungsreform. Ein Ende wird nur möglich durch deutliche Zinserhöhungen, ein Ende des Schuldenmachens und durch Aufkaufen der Staatsschulden durch die Zentralbank.

Anlagen auf Spar-, Tages- Festgeld werden sehr schnell komplett wertlos. Anleihen werden ebenfalls wertlos, man spricht von „Enteignungszertifikaten“.

Die Aktienkurse steigen zwar, dieser Anstieg reicht jedoch nicht aus zum Ausgleich der enormen Teuerungsrate. Die Unternehmen zahlen keine Dividenden mehr. Aber: mit Aktien können Anleger immerhin einen Teil ihres Vermögens retten.

Immobilien bieten den besten Schutz bei Hyperinflation. Aber auch hier lauert eine Gefahr: der Staat kann Zusatzsteuern erheben oder Zwangshypotheken auf Immobilienbesitz eintragen lassen. Diese Schulden überleben das Ende der Hyperinflation.

Gold und Edelmetalle sind Gold wert. Die Gefahr auch hier: Goldverbot seitens der Regierung in der Hyperinflation. Silber, Palladium und Platin sind auch geeignet, aber schwächer als Gold.

Bei den Investmentfonds werden die meisten  dieser Geldanlageprodukte einen Großteil ihres Vermögens verlieren, dies gilt auch für Aktienfonds.

Lebensversicherungen verfallen ebenso wie Anleihen wertlos.

Anlagestrategien für schwierige Zeiten ohne Eskalation 

Das ist die Zeit in der wir gerade leben. Wir erleben eine Gratwanderung zwischen Deflation und Inflation und (noch) vermag niemand zu sagen, wohin die Reise geht. Wir sehen Wachstumsschwierigkeiten, vor allem in Ländern, in denen der Finanzsektor stark ist. Der Staat spielt wichtige Rolle, er erlässt immer strengere Regulierungen und er wird durch anhaltende Interventionen zum wichtigen Wirtschaftsteilnehmer. Sparmaßnahmen sind dringend nötig, sie werden jedoch verschleppt, weil sie die Konjunktur dämpfen. Schuldenabbau wäre dringend geboten, doch auch der dämpft die Konjunktur. Sparen und Schuldenabbau führen zu höherer Arbeitslosigkeit, was wir in den südlichen Euro-Ländern, insbesondere in Griechenland eindrucksvoll erleben. Das Wachstum ist gering, der durchschnittliche Lebensstandard sinkt. Drohende Staatsbankrotte werden immer irgendwie abgewendet. Die Zentralbanken manipulieren die Märkte, die Zinsen werden künstlich niedrig gehalten, das wird als finanzielle Repression bezeichnet. Die realen Renditen werden negativ. Der Wert der Schulden verringert sich, das Vermögen der Sparer verliert schleichend an Wert. Die anhaltend niedrigen Zinsen führen zu einem Anlagenotstand und der zwanghaften Suche nach Rendite. Es gibt keinen risikolosen Zins mehr, die Schwankungen an den Finanzmärkten sind sehr hoch und die Korrelationen der Anlageklassen gleichen sich an.

Spar-, Tages- und Festgeldkonten erleben reale Verluste, aber noch schlechter wäre es, gar nicht anzulegen. Der Vorteil dieser Sparformen sind das Fehlen von Transaktionskosten und Gebühren. Achtung: die Bank muss sehr sorgfältig ausgewählt werden, um nicht in die Gefahr einer Insolvenz zu geraten.

Anleihen sind wenig attraktiv, denn hier droht realer Wertverlust. Der künstlich niedrige Zins ist kein Risikoindikator mehr und hilft somit nicht mehr, gute von weniger guten Schuldnern zu unterscheiden. Investiert werden sollte nur in Unternehmensanleihen von erstklassigen Firmem mit guten Geschäftsmodell. Eventuell können Schwellenländeranleihen von niedrig verschuldeten Staaten beigemischt werden.

Bei Aktien besteht viel Unsicherheit, starke Schwankungen. Es gibt wachsende Eingriffe des Staates.  Geringes Wachstum, Arbeitslosigkeit und Schuldenabbau dämpfen die Aktienkurse. Trotzdem kommen Aktien in diesem Szenario deutlich besser zurecht als Anleihen. Wichtig ist ein langfristiger Anlagehorizont.

Immobilien bieten Stabilität im Portfolio, obwohl die Immobilienpreise konjunkturabhängig sind. Auch hier besteht schon die Gefahr, dass Regierungen neue Steuern oder Zwangsabgaben einführen-

Gold und Edelmetalle schützen gegen die Gefahr plötzlich anziehender Inflationsraten. Zu beachten bleibt aber weiterhin: der Goldpreis ist sehr volatil, eventuell fallen Lagerkosten an. Auch hier besteht schon die Gefahr eines Goldverbots seitens der Regierung. Bei Silber, Palladium und Platin ist der Schutz schwächer, die Preise sind noch volatiler und konjunkturanfälliger.

Bei Investmentfonds gilt insbesondere: Gebühren beachten!

Lebensversicherungen sind wenig attraktiv im Niedrigzinsumfeld. Sie investieren stark in Staatsanleihen, daher ist hier wenig Rendite möglich bei gestiegenem Risiko. Sie haben meist hohe Kosten und sind intransparent.

Was ist das realistisch zu erwartende Ziel der Anlagestrategien in diesem Umfeld?

Norbert Walter, der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank postulierte kurz vor seinem Tod im August 2012: Im nächsten Vierteljahrhundert werden nur noch 2 – 3 % Rendite p. a. möglich sein.Im momentan schwierigen Umfeld sollte gar ein jährlicher Vermögensrückgang um 2 – 3 % akzeptiert werden.

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